Verschlafen am Ring

Auch 2016 führte der MSC Aachen wieder eine Zweitagesveranstaltung mit Übernachtung in Nähe des Nürburgrings durch. Gefahren wurde in zwei Kategorien - Touristik und Tourensport. Die Teilnehmerzahl lag bei knapp 40 Teams, laut Starterliste davon 17 Tourensportler. Das waren deutlich weniger Starter als im Vorjahr. Vielleicht lag es auch teilweise an den Parallelveranstaltungen in Köln und Rheydt.

Die Touristen fuhren weitgehend nach verbal formulierten Fahrtanweisungen („Abbiegen in XY-Strasse und Straße folgen bis …“) während die Tourensportler durch einfache Karten, einzelne Chinesen und wenige Ausformulierungen die Strecke vorgegeben bekamen.

Hervorzuheben sind besonders die schönen Strecken rund um den Nürburgring. Hinzu kamen als Highlight zwei Wertungsprüfungen auf der alten Südschleife des Nürburgrings. Übernachtet wurde wie im vergangenen Jahr im Hotel Rieder, wie wir finden, durchaus auch eine Empfehlung für eigene Aufenthalte am Ring.

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Die Strecke war in Abschnitte aufgeteilt, für die Schnittgeschwindigkeiten und Kilometer vorgegeben wurden. Die hieraus zu errechnende Fahrzeit wurde an Zeitkontrollen überwacht. Häufig war hierfür zügiges Fahren angesagt. Auf der Strecke gab es an beiden Tagen wenige, einfache Orientierungsprüfungen und „Baumaffen“. Ansonsten waren einige Selbststempler und Stempelkontrollen zur Überprüfung der gefahrenen Route aufgestellt worden. Zwischendurch wurden immer wieder Sonderkontrollen gestreut, kurze 6-Sekundenprüfungen, die laut Veranstalter nun verpflichtend in eine Veranstaltung zu integrieren sind. Der Sinn dieser Verpflichtung hat sich mir aber nicht vollständig erschlossen.

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Da es auch keine weiteren Durchfahrtskontrollen gab, ließen die Rahmenbedingungen ein entspanntes Fahren erwarten. In der Praxis ist es aber bei uns im Cockpit untypisch unentspannt zugegangen. Grund hierfür waren die Kartenaufgaben.

Diese waren zwar sehr einfach, aber – fast möchte man sagen „KKC-spezifisch“ – gewöhnungsbedürftig. Die Fahrtstrecke war auf Karten unbekannten Maßstabs mit Pfeilen und Punkten markiert. Diese lagen auf oder neben der Strecke und die Karten überlappten sich häufig. Diese bepfeilten Überlappungen bedeuteten aber ebenso wie abseits liegende Punkte nicht, dass diese doppelt zu fahren oder extra anzufahren waren.

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Uns hat diese „laxe Darstellungsform“ am ersten Tag einige Zeit gekostet, da wir anfangs Überlappungen noch doppelt gefahren sind, Punkte neben der Straße gesucht oder auf Nebenstraße angefahren haben, versucht haben, Fahrten entgegen der Pfeilrichtung zu vermeiden und auch zwischen den Pfeilen kürzeste und nicht schnellste Wege gefahren sind. Zwar wurde dies nicht explizit gefordert, aber ansonsten hätten aus unserer Sicht Pfeile statt Striche und die abgelegenen Punkte keinen Sinn ergeben. Diese Umwege haben Zeit gekostet, waren vollkommen überflüssig und wir mussten uns ganz schön sputen, um nicht in Zeitverzug zu geraten.

Trotz allem sind wir anfangs mit anderen Teilnehmern noch auf den Vorwagen aufgelaufen und mussten ihm durch eine ungeplante Pause noch die Chance einräumen, die Selbststempler vollständig aufzustellen. Eine weitere Besonderheit war, dass es zwischen den Kartenteilen schon einmal größere Lücken gab. Nur durch Abgleich mit der realen Streckenführung konnte man in diesen Fällen erkennen, ob man wieder in der Karte ist.

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Als letzte Prüfung des ersten Tags fand auf der alten Südschleife des Nürburgrings eine Gleichmäßigkeitsprüfung statt. Die Strecke musste dreimal jeweils mit einem Schnitt von 50 km/h umfahren werden. Obwohl wir alle 100 den Schnitt kontrolliert haben – das macht bei den ca. 16 km über 160 Ansagen – und die Kurven halbwegs ordentlich ausgefahren sind, hatten letztendlich alle Tourensportler die Prüfung „gerissen“, also einheitlich 5 Punkte.

Das hat sicherlich auch daran gelegen, dass es keine Referenzstrecke zur Kalibirierung gegeben hatte. Anders als der aktuelle Ring ist zudem die Fahrlinie etwas „verkümmert“, d. h. es ging auch über öffentliche Straßen und Parkplätze. Zudem gab es noch „fahrende Hindernisse“. Vor allem aber waren die Helfer vor Ort von einer Schnittvorgabe von 47 km/h ausgegangen.

Am Ende des ersten Tages lagen wir auf Platz 4. Da das Feld eng zusammen lag, hofften wir für den Folgetag auf weitere Verbesserung.

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Am zweiten Tag hatten wir uns an die vorne dargestellten Eigenheiten der Streckenbeschreibung gewöhnt. Es lief somit flüssiger. Allerdings kamen wir mit Startnummer 2 jetzt zu etlichen Zeitkontrollen, die noch im Aufbau waren. Und die ZK10 fehlte ganz, war entweder nicht oder noch nicht aufgebaut.

Gestartet waren wir vorher wieder mit drei Runden auf dem Nürburgring – diesmal galt für jede Runde eine Sollzeit von 7 Minuten. Man konnte also den Wagen fliegen lassen und dann warten. Dummerweise hat sich dabei unsere Stoppuhr von der Befestigung gelöst und war kurzzeitig ausgefallen. Aber vielleicht waren wir auch nur berauscht vom „fliegen lassen“ und/oder so abgelenkt durch das Filmen, dass wir keine Zeit mehr lesen konnten. Im Ergebnis haben wir als einzige Tourensportler hier 5 Strafpunkte kassiert!!!

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Und auch die GLP vor der Mittagspause auf einer kurvigen Bergstrecke ging schief – anstelle des Tripmasters mussten wir mit der ungenaueren Tachoanzeige fahren. Mit wenigen Ausnahmen hatten es zwar auch die anderen Tourensportler nicht geschafft, trotzdem dumm gelaufen.

Da es nur diese zwei WPs gab, haben wir eine bessere Platzierung insbesondere auf dem Ring verpennt – statt nach vorne ging es zurück auf Platz 7. Was für eine Pleite, insbesondere auch, weil wir jetzt in der ECC-Wertung weniger Punkte haben als vorher, d. h. besser nicht fahren als schlecht platzieren. Aber das ist eine Besonderheit des Reglements.

Fazit zur Veranstaltung

Wunderschöne, kleine Straßen und auch die Runden auf dem Ring haben Spaß gemacht. Die Locations waren gut gewählt, das Wetter war toll. Aber die Fahraufträge erfüllten nicht unbedingt den tourensportlichen Anspruch. Zudem gab es Probleme bei der Durchführung und Auswertung. Aber vielleicht ist es ja gerade die Verschiedenartigkeit der Veranstaltungen, die eine Meisterschaft so attraktiv macht.

Beinahe hätte ich vergessen, über die Sieger zu sprechen – aber es war doch sowieso klar, oder? Auf jedem Fall Glückwunsch an Tina und René.

Martin Landrock

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