Auf der Homepage schaue ich mir die Geschichte des Vereins an: Da sind sie Alle. An Viele kann ich mich tatsächlich gut erinnern.

Erinnerungen Leon 1970 ein Gesamtsieger
Mein „Erfolgs“Opel. Das Ecurie Abzeichen ist so verschmutzt durch den gnadenlosen Einsatz und nicht mehr zu erkennen.

Da wird das Abenteuer von Hanno Menne mit einem Fritz D. beschrieben. Wer war jetzt eigentlich „Fritz D.“? Ja, das war doch Gernots Spezialmechaniker [Gemeint ist Gernot Kretschmer, d. Red.].

Einmal, es war am Ring, muss er wohl eine ganze Nacht an Gernots TTS gebastelt haben. Hintergrund war, ein Dr. Sowieso aus Neuenahr, Intimfeind von Gernot auf der Strecke. Der war wohl wieder etwas schneller unterwegs. Da musste Mechaniker Fritz her - und der tat sein Bestes. Gernot pflegte bei solchen Gelegenheiten zu sagen: Der Fritz ist eigentlich ein lieber Kerl - aber...!

Die Geschichte fängt 1968 an. Das war noch vor dem „e.V.“. Ja, es stimmt, wir waren eine junge, wilde Truppe. Einige waren noch Studenten, wohnten noch im Hotel Mama, einige andere standen schon mittendrin im Berufsleben. So ergaben sich zwangsläufig auch unterschiedliche Fraktionen. Ganz im Zeichen der damaligen Zeit: unbekümmert und aufmüpfig die einen und die anderen vielleicht etwas zurückhaltender aber genauso diskussionsfreudig.

Erinnerungen Leon 1968 Autowerbung
Ein paar Mark für’s Startgeld mit Werbung verdient. Auch mit 55 PS war Motorsport möglich.

Ich erinnere mich lebhaft an die Club-Abende im Restaurant Gut Entenpfuhl. Hanno Menne, der intellektuelle, etwas verinnerlicht wirkende Typ, sprach immer ganz leise, sehr leise. Wohl akzentuiert machte er klar was ihm wichtig schien. Oftmals standen seine Überlegungen im Widerspruch zu Gernots Vorstellungen. Hanno wusste bei diesen Diskussionen seine Fraktion (Tino [Schunk, d. Red] etc.) natürlich hinter sich. Manchmal konnte er dann richtig sauer werden, was sich darin ausdrückte, dass er zwar noch immer leise sprach, aber eben etwas weniger leise. Nur wer ihn kannte, bemerkte wie er kochend dem Höhepunkt seiner Wut entgegenstrebte. Der war dann erreicht, wenn er z.B. seinen Bleistift auf den Tisch schleuderte.

Das war der Moment in dem der ruhige und besonnene Hans Heiliger wieder eingreifen musste. Der schaute zunächst irritiert in die Runde, um dann mit ruhiger Stimme die Streithähne auf das Wesentliche zurück zu bringen. Irgendwann waren die Wogen wieder geglättet, man zahlte, machte sich auf und im Parc Fermé wurde weiter diskutiert.

Hanno, ein Beifahrer-Naturtalent lebte ganz für seinen Sport. Er schien jeden Kartenfehler zu kennen. Er hatte die Ruhe weg und die für ein Genie typischen wundersamen Ansichten. Mir hat sich z.B. nie erschlossen, warum er es absolut nicht ausstehen konnte, wenn jemand bei hellem Tageslicht mit eingeschalteten Scheinwerfern unterwegs war.

Erinnerungen Leon 1968 Slalom in Duerwiss
Der Fiat meiner Frau mußte beim Slalom in Dürwiss auch herhalten.

Regelmäßig wurden Trainingsfahrten veranstaltet. Einmal habe ich mich dabei bei Gernot (der ja sonst bei richtigen Veranstaltungen mit dem Ass Hanno fuhr) als Beifahrer versucht. Wir fuhren mit einem Mercedes 280 SE (Werksintern W 108) mit Pendelachse. Gernot war wirklich ein Super-Autofahrer aber das Auto war eben für elegantes Gleiten ausgelegt. Bei schärferem Bremsen stieg der SE hinten hoch und knickte vorn ein. Meinem Magen gefiel das nicht sonderlich. In der Nähe der Firma Prym in Stolberg war an einer roten Backsteinmauer ein Kontrollpunkt. Ich ließ das Fenster runter, ließ mir meinen Stempel geben und holte tief Luft. Weiß jemand noch, wie die Luft in der Industriestadt Stolberg Ende der 60iger war? Das Luftholen war das finale Zeichen für meinen Magen jetzt wieder auszupacken...

Und es gab lustige Geschichten. Es gab Ausfahrten, bei denen wurden Aufgaben gestellt. Ich erinnere mich, da war ein Hochhaus. Hier wurde gefragt wie viele Mietparteien in diesem Haus wohnten. Alle lagen falsch, weil es (angeblich) nur Eigentumswohnungen waren. Oder irgendwo bei Breinig war ein Kriegerdenkmal. Rundum Steinpfosten mit einer Kette verbunden. Wie viele Glieder hat die Kette, war die Frage. Die Kommentare nach solchen Veranstaltungen von Hanno und Co ? Das schreibe ich hier jetzt nicht mehr!

Einmal berichtete Hanno ganz stolz, dass auf einer Siegerehrung irgendwo im Kölner Raum erzählt wurde, es wäre nichts mehr zu holen gewesen, weil die Belgier wieder gemeldet hätten. Na, die Belgier waren die Teams der Ecurie!

Erinnerungen Leon 1968 Ecurie Veranstaltung Ronheider Berg
Bei einer Veranstaltung der Ecurie. Ort vermutlich Ronheider Berg. Auf meinem Renn-Diesel prangt stolz das Ecurie Emblem.

Ich habe damals den Pressewart gemacht und mich immer gefreut wenn AVZ und AN meine Berichte wortwörtlich übernahmen. Die Berichterstattung war kurz und sachlich. Gut, Ich gebe zu, es kam vor, dass nicht alles haarklein erwähnt wurde. Beispiel: “...beim Championat Bergischer Löwe in Zolder belegte Gernot Kretschmer einen hervorragenden 3. Platz in seiner Klasse.“ Das stimmte natürlich - was unerwähnt blieb: es gab in dieser Klasse genau drei Teilnehmer. Ok, Schande auf mein Haupt. Hohn und Spott von Hanno Menne waren mir sicher.

Apropos Bilder. Mir fiel auf, dass der TTS von Gernot zwar in der Bildergalerie mehrfach enthalten ist, sein Eigner jedoch nicht. Dem möchte ich abhelfen, hier ein Foto mit Liesel Kretschmer, Gernot Kretschmer, Christel Koch, Dieter Koch und Monika Léon. Alle zu diesem Zeitpunkt der Ecurie besonders verbunden.

Erinnerungen Leon 1969 Hahn im Korb

Ja und dann griffen wir nach den Sternen. Eine richtige, eine große Rallye sollte es werden. Arbeitstitel: Rallye Aachen-Reims-Aachen. Reims war und ist ja Aachens Partnerstadt. Im Zuge der Gedanken, die wir uns machten, beschlossen wir etwas für das Image zu tun. Der Name ECURIE sollte in der Öffentlichkeit positiv besetzt werden. Nicht wild gewordene Halbwüchsige, die mit quietschenden Reifen durch die Gegend fuhren und immer wieder Ärger mit Behörden hatten, sollten das Bild prägen. Alles Mögliche wurde durchgedacht. Etwas Caritatives sollte es sein. Die Idee einer Seniorenfahrt war geboren und wurde auch durchgeführt.

Eine anspruchsvolle Aufgabe. Kann so etwas gut gehen? Mir wurde bei dem Gedanken mulmig, war ich doch dazu ausersehen, die Organisation der Veranstaltung zu übernehmen. Aber es funktionierte bestens. Mit Polizei- und Sanitätsbegleitung fuhren wir mit den Bewohnern von drei Aachener Altersheimen diszipliniert in Kolonne nach Einruhr. Dort veranstalteten wir für und mit den Senioren einen bunten Nachmittag. Herr Eidens von der AVZ war persönlich zugegen. Entsprechend positiv fiel die Berichterstattung später aus.
Und das allerschönste, den jungen Damen und Herren unseres Vereins hatte es großen Spaß gemacht. Auch für unsere Fahrgäste war es ein Riesenerlebnis, wie uns später von den Heimleitungen berichtet wurde. Man hoffte auf eine Wiederholung im nächsten Jahr. Was draus geworden ist weiß ich heute nicht mehr. Es war ja auch nur eine Episode am Rande.

Ich habe dann auch das eine oder andere Pokälchen mit nach Hause gebracht. Mit Tino war auch mal ein Gesamtsieg dabei. Mit einem Opel 1700 (Möchtegern-)Coupé. Den hatte ich mir extra für so etwas zugelegt. Ich erinnere mich daran, mein Beifahrer schaute etwas skeptisch bei diesem Gefährt. Aber es kam ja mehr auf den Beifahrer an. Dann hat man auch mit so einem Gefährt Erfolg.

Intern wurden alle Erfolge bei Veranstaltungen in einer Clubmeisterschaft gewertet. Die Wertung von 1970 zeigt auf, welche Mitglieder wieviel Punkte zugestanden bekamen und welche Veranstaltungen gewertet wurden.

Erinnerungen_Leon_ECURIE_Clubmeisterschaft_1970.pdf

Für mich war dann 1972 Schluß. Aus beruflichen Gründen verschlug es mich nun ins Schwabenland.

Hermann P. Léon

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