Normalerweise bin ich froh, wenn ich von Veranstaltungen mit Ecurie-Beteiligung wenigstens eine kurze Story für die Homepage bekomme. Diesmal sind es gleich zwei – aus zwei Perspektiven.

Diesen Bericht würde ich vielleicht auch mit „Die Wiederauferstehung eines Beifahrers“ umschreiben. Das würde wiederum ganz gut zur nachösterlichen Zeit passen. Wollen wir nur hoffen, dass die wiederentdeckten Talente dann auch nach Pfingsten weiter angewendet werden;)

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Genug der Vorworte – im Folgenden Rolf Döhrings Bericht aus Belgien.

Am 8. Mai 2021 hatten die Veranstalter der bekannten Eifel-Ardennen-Klassik zur 4. Martin’s Fahrt nach St. Vith eingeladen. Wenige Tage vorher kontaktiere mich Bernhard Stein, ob ich bei unserem Ecurie-Mitglied Mark Otten als Beifahrer einsteigen wollte, da sein Stammbeifahrer Max Kirschbaum verhindert war.

In den Gründerjahren der Ecurie (Anm.: ab 1968) hatte ich als Beifahrer angefangen bis ich endlich mein erstes Auto, einen Fiat 600, hatte. Damals fuhren wir pro Wochenende meisten zwei Rallyes – oft in der Nacht, nach Koordinaten und mit teuflischen Schnitten auf Straßen, Wald- und Feldwegen. Meine Kernkompetenz wandelte sich seither vom Beifahrer zum Fahrer.

Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass nach Jahren der Abstinenz als Beifahrer somit eine Rallye auf Belgiens Ardennensträßchen nach unkilometrierten Chinesen und Kartenskizzen ohne Maßstab für mich eine unwägbare Herausforderung darstellte. Meine Erwartungen waren also sehr gedämpft und Nervosität machte sich breit. Was kommt da auf mich zu und wie komme ich damit nach so vielen Jahren zurecht?

Am Startort traf ich das Team Rainer Keuser (Ecurie) und Berhardd Stein (MSC Höfen) sowie meinen Fahrer Mark Otten und richtete mich erst einmal in dessen Porsche 911 ein. Mark beruhigte mich, auch er erwartete von mir keine Wunder.

Um 15:20 Uhr fuhren wir an den Start heran, zahlten das Nenngeld in Höhe von 30 €, erhielten das erste Roadbook und die erste Bordkarte. Das war dann auch gleich unser Start zur 4. Martin’s Oldtimerfahrt.

Die Chinesen waren ein wenig tricky, oft ging es mehrfach um Dreiecke oder Kreisverkehre, durch Gewerbegebiete, auf schmalste Sträßchen und auch über Feldwege. Und meine Nervosität legte sich mit jedem gelösten Fahrauftrag. Bisweilen besprachen Mark und ich auch die mögliche Streckenführung. Bei der Streckenplanung mussten wir auch das Einbahnstraßensystem berücksichtigen. Zudem war Kreuzen einer bereits gefahrenen Strecke verboten. Aber eigentlich ging es ganz zügig voran.

Die Einhaltung der Fahrstrecke wurde durch den Aufschrieb von Vorfahrt achten- und Stoppschildern, durch Ortseingangs- und Ortsausgangschilder, durch Sichtkontrollen in unterschiedlichen Formaten von DIN A4 bis DIN A6 sowie durch Stempelkontrollen überwacht. Die Bordkarte füllte sich zusehends.

Und dann kam die virtuelle Gleichmäßigkeitsprüfung. „Virtuell“ heißt in diesem Fall, dass sie anders als die virtuellen Oris aus dem Winter durchaus real gefahren werden muss. Aber die GLPs waren unbemannt und wurden lediglich durch ein „Anfang“ und ein irgendwann kommendes „Ende“ gekennzeichnet. Beim „Ende“ war dann die Fahrzeit einzutragen, die sich auch der gemessenen Fahrstrecke und dem vorgegebenen Schnitt von 26 km/h ergab. Es musste also nicht unbedingt den Schnitt real fahren, musste aber die Strecke dafür möglichst abfahren. „Exakt“ heißt, alle Kurven ausfahren und möglichst immer im Abstand von 10 cm zum Straßenrand bleiben.

Auf dieser Strecke galt es dann auch noch, nach Chinesenzeichen zu navigieren. Ein Verfranzen machte somit eine Messung leicht zunichte. Zu unserem – und vielleicht zum Pech anderer Teams – enthielt das Roadbook aber einen falschen Chinesen mit der Konsequenz, dass wir uns immer im Kreis bewegten.

Zum Glück kam uns aber das Team Keuser/Stein entgegen. Sie hatten das Glück, dass ihnen ein Einheimischer den richtigen Weg gezeigt hatte und sie so aus dem Kreis herausgekommen sind. Anscheinend kannten aber auch die lokalen Teams trotz falschem Chinesen den richtigen Abzweig.

Die GLP-Zeit haben wir dann geschätzt.

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Einige Chinesen und Kartenskizzen weiter ging es dann wieder zum Startplatz und direkt weiter mit dem Roadbook für Etappe 2. Aber Achtung: Die Einbahnstraßenregelung galt weiter auch für die gefahrenen Strecken aus Etappe 1. Ein Glück, dass Mark ein „gutes Auge“ hatte für die Punkte, die wir schon einmal passiert hatten. Überhaupt habe ich noch nie als Beifahrer einen Fahrer gehabt, der so treffsicher die zahlreichen Kontrollpunkte sah! So konnte ich mich voll auf das Roadbook konzentrieren – Freude pur!

Zusammengezählt wird bekanntlich am Schluss. Platz 9 von 27 in der Gruppe „Touring“ und als einziges Team fehlerfrei in Etappe 2 – wenn der Fehler mit der GLP nicht gewesen wäre, hätten wir sogar einen Top 5-Platz erreicht.

Rainer und Bernhard fuhren auf Platz 6. Sie waren so clever und sind die GLP-Strecke erneut gefahren – diesmal mit dem korrigierten Chinesen. Da sieht man, was ein routiniertes Team ausmacht.

Danke aber auch an Mark für das Vertrauen – es hat Spaß gemacht.

Rolf Döhring

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