Da die Vorderpfalz Classic in diesem Jahr erstmals als Lauf zur Deutschen Classic Serie DCS zählte, traf sich in Bad Dürkheim die Elite des deutschen Oldtimersports. Das Starterfeld war dabei auf 60 Fahrzeuge begrenzt. Auch Rainer Keuser war in seinem Triumph TR 250 dabei, Beifahrer war Bernhard Stein. Nach der vierstündigen Anreise wurde der Wagen vom Trailer geladen und es ging sofort zur Papierabnahme. Bei Übernahme des Bordbuches kam die Ernüchterung: 18 Seiten Informationen und Erläuterungen, 20 Abschnitte für zwei Tage, 17 Wertungsprüfungen mit bis zu neun bekannten Lichtschranken (also Sollzeit) und natürlich auch unbekannte Lichtschranken in den Gleichmäßigkeitsetappen. Das Bordbuch war gespickt mit schwersten Tests und Zeitprüfungen, bei denen Gleichmäßigkeits- und Sollzeitprüfungen teilweise sogar kombiniert waren. Dann musste noch der Tripcheck erledigt werden und den Prolog wollte man ja auch mitmachen. Also nicht viel Zeit zum Nachdenken, schon am Vortag Programm bis in die Dämmerung.

Viele Teams verfügten über modernste technische Ausrüstung und gaben schon am Abend vor dem Start alle bekannten Zeitvorgaben, Lichtschranken und Schnitte der Wertungsprüfungen in ihre Bordcomputer ein. So konnten sie sich während der Fahrt dann voll und ganz auf die in den Prüfungen ziemlich verwirrendenen Streckenführungen konzentrieren. Das Team Keuser-Stein war lediglich mit einem Satz bunt zusammengewürfelter Stoppuhren unterwegs und hatte so an jeder Prüfung neben der Streckenfindung auch einiges an Handarbeit zu erledigen. Und als besondere Spezialität des Veranstalters erfuhr man im Bulletin, dass man unterwegs auch ständig mit blauen (!) Fahnen rechnen müsse, die den Startpunkt zu 8-Sekundenprüfungen bildeten - die Lichtschranke mit blauem (!) Uhrenschild stand dann ca. 50 Meter dahinter.

Zwei Tage in glühender Hitze bescherten einigen Fahrzeugen technische Probleme und Ausfälle und führten auch manche Teams an ihre Leistungsgrenzen heran. So wollte u.a. das Fahrzeug des Teams Wolfgang Stracke - Hans Keller am Ende des ersten Tages nicht mehr und musste abgeschleppt werden.

Die Wertungsprüfungen fanden sowohl in der Ebene auf kleinsten Wegen zwischen den Weinfeldern und in den Wäldern und Bergen der Pfalz statt, als auch in Gewerbegebieten und im Technikmuseum Speyer. Natürlich fehlte auch die weltbekannte Wertungsprüfung Waldleiningen nicht. Diese superschmale und winkelige Berg- bzw. Waldstrecke ist schon etwas ganz Besonderes und forderte Höchstleistungen von den Teams, sollte doch eine für diese Straße ziemlich herausfordernde gleichmäßige Geschwindigkeit von 50 Km/h gefahren werden. Und wo und an wie vielen Stellen diese kontrolliert wurde, blieb natürlich geheim.

Die Hitze bereitete auch dem TR 250 am zweiten Nachmittag kleine Probleme, das Gas blieb schon einmal hängen... Das natürlich nicht auf freier Strecke, sondern mit Vorliebe innerhalb der Wertungsprüfungen und dann natürlich dort, wo man es gar nicht brauchen kann: An den Lichtschranken, an denen man eigentlich fein dosiert mit dem Gas umgehen sollte. Vor einer Dreierkombination von Lichtschranken ging bei 12 Sekunden vor Null sogar der Motor aus. Der Beifahrer zählte einfach weiter, der Fahrer startete sofort neu und alle drei Lichtschranken wurden bravourös mit einer Gesamtabweichung von 0,87 Sekunden gemeistert - lediglich die Nerven des Teams waren spätestens hier etwas angekratzt.

So waren wir froh, diese zweitägige Tortur geschafft zu haben und überall heil durchgekommen zu sein, 14 Teams sollen ausgefallen sein. Der Abschlußabend mit Siegerehrung fand dann im großen Kursaal von Bad Dürkheim statt. Das Team Keuser-Stein erzielte in der Epoche 3 (Baujahre 1961 - 1970) den dritten Platz, im Gesamtklassement Platz 20. So konnten wir nach zwei aufreibenden Tagen mit dem Ergebnis sehr zufrieden wieder die vierstündige Heimreise antreten. Aber ob wir uns so etwas ohne entsprechendes technisches Equipement noch einmal antun möchten - wahrscheinlich eher nicht.

Bernhard Stein

Zum Seitenanfang